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Infos für Ärzte


Inhalte relevant für:
Gewerbetreibende Neue Selbständige

Vorsorge und Prävention haben für die SVS einen besonderen Stellenwert. Als Arzt betreuen Sie unsere Versicherten nicht nur im Krankheitsfall, sondern können Sie auch dabei unterstützen, ihre Gesundheit bestmöglich zu erhalten.

  • Der erste Ansatzpunkt ist die Vorsorgeuntersuchung, die einmal jährlich von den Versicherten in Anspruch genommen werden kann. 
  • Sie zeigen im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung krankmachende Faktoren auf und vereinbaren mit dem Patienten Gesundheitsziele.
  • Der Patient arbeitet aktiv mit.
  • Werden alle Ziele erreicht, kann der Patient, wenn er Gewerbetreibender oder Neuer Selbständiger ist, seinen Selbstbehalt für ärztliche und zahnärztliche Leistungen auf Antrag von 20 auf zehn Prozent reduzieren.

Warum die Ziele Blutdruck, Gewicht, Bewegung, Tabak, Alkohol?

  • Es gibt eine eindeutige Evidenz, dass ein gesunder und bewusster Lebensstil bezogen auf die fünf Bereiche Blutdruck, Gewicht, Bewegung, Tabak und Alkohol in jedem Lebensalter Sinn machen und eine positive Wirkung zeigen.
  • Patienten können aktiv etwas zu ihrer eigenen Gesundheit beitragen.

Blutdruck

Patienten bemerken einen erhöhten Blutdruck oft zu spät, denn sie haben vielfach keine Beschwerden. Wenn Beschwerden mit einem erhöhten Blutdruck einhergehen, besteht dieser meist schon über lange Zeit.

Das Risiko, Herz-Kreislauferkrankungen zu erleiden, ist bei Hypertonikern um ein Vielfaches höher als bei der Normalbevölkerung. Hypertonie ist für viele Erkrankungen mitverantwortlich (z. B. Augenerkrankungen, Gehirnerkrankungen wie Schlaganfall und Demenz, Gefäßerkrankungen, Herzerkrankungen oder Nierenerkrankungen). Somit sind ein frühzeitiges Screening und eine frühzeitige Therapie von Vorteil.

Das Teilziel „Blutdruck“ ist erreicht, wenn dieser normal ist.
 

Wichtig: 
Es kann sein, dass der Blutdruck trotz ausreichender Blutdruckeinstellung in der Ordination erhöht ist. Wenn der Patient eine dokumentierte Selbstmessung vorweist (z. B. Blutdruck Pass) und eine ausreichende Blutdruckeinstellung vorliegt, kreuzen Sie das im vorgesehenen Feld an.

Ist der aktuelle Blutdruck erhöht (systolisch über 140 mmHg oder diastolisch über 90 mmHg) und wurde bisher keine Selbstmessung durchgeführt, die eine ausreichende Blutdruckeinstellung bestätigt, ist das Ziel für den Patienten eine Blutdruckeinstellung. Er sollte ab sofort eine Blutdruckselbstmessung durchführen.

In medizinisch begründeten Einzelfällen ist eine Zielerreichung nicht möglich oder medizinisch nicht sinnvoll (z.B. Fehlmedikation, gewisse anatomische Besonderheiten, Drogen-/Alkoholeinfluss).

Gewicht

Erhöhtes Gewicht, insbesondere Adipositas, ist ein deutlicher Risikofaktor für viele Erkrankungen, vor allem in Kombination mit Bluthochdruck. Adipositas ist zudem ein wichtiger Risikofaktor für Diabetes mellitus.

Hypertonie, Adipositas und Diabetes mellitus bilden gemeinsam das metabolische Syndrom. Dieses birgt ein sehr hohes Risiko für Folgeerkrankungen, wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Gefäßprobleme, Fußprobleme (diabetischer Fuß), Nierenerkrankungen bis zur Dialyse und Augenprobleme bis zur Blindheit in sich.

Das Teilziel „Gewicht“ ist erreicht, wenn

  • bei der Zielüberprüfung Normalgewicht besteht. Dabei ist ein Body-Mass-Index (BMI) zwischen 18,5 und 24,9 zu erreichen oder zu erhalten.
  • der Patient zuletzt übergewichtig war (Präadipositas oder Adipositas mit einem BMI mehr als 25) und bis zur Zielüberprüfung entweder ein Normalgewicht erreicht oder zumindest fünf Prozent des Gewichtes abgenommen hat.

In medizinisch begründeten Einzelfällen ist eine Zielerreichung nicht möglich oder medizinisch nicht sinnvoll (z.B. Schwangerschaft, bestimmte Hormonerkrankungen, Nebenwirkung mancher Medikamente).


Bewegung

Ausreichende Bewegung senkt das Herz-Kreislaufrisiko deutlich, schnelles Gehen und Radfahren das Herzinfarktrisiko. Auch das Risiko von Osteoporose wird durch körperliche Aktivität deutlich verringert. Darüber hinaus wirkt Bewegung psychischen Erkrankungen, wie etwa Depressionen, entgegen.

Gehen Sie bei der Beratung zur körperlichen Aktivität individuell auf die gegebene Sportlichkeit des Patienten ein. 

Das Teilziel „Bewegung“ ist erreicht, wenn

  • sich der Patient regelmäßig bewegt. Das anzustrebende Optimum liegt bei einem durchschnittlichen Kalorienverbrauch von 2.000 kcal pro Woche durch Sport.
  • sich der Patient, der zuletzt keine Bewegung gemacht hat, nun gelegentlich oder zumindest regelmäßig bewegt. Dies entspricht einem Kalorienverbrauch von etwa 1.000 kcal pro Woche.

Nehmen Sie auf das individuelle Risikoprofil des Patienten Rücksicht (z.B. Herz-Kreislauferkrankungen). Für Personen, die in den letzten Jahren überhaupt keine Bewegung gemacht haben, genügt es für die Zielerreichung, etwa zügig zur Arbeitsstelle zu gehen oder auf Rolltreppen und Lift zu verzichten. Es sollte keinesfalls plötzlich mit einem intensiven Training begonnen, sondern die körperliche Aktivität allmählich gesteigert werden.

In medizinisch begründeten Einzelfällen ist eine Zielerreichung nicht möglich oder medizinisch nicht sinnvoll (z.B. gebrochenes Bein, bestimmte Muskel- und Gelenkserkrankungen).



Tabak

Die Folgeerkrankungen von Tabakkonsum sind eindeutig:

  • Die Inhaltsstoffe einer Zigarette zerstören die Gefäße. Denken Sie an die periphere arterielle Verschlusskrankheit, das sogenannte „Raucherbein“.
  • Rauchen erhöht deutlich das Risiko an Krebs zu erkranken. Jede Krebsart kommt bei Rauchern häufiger vor als bei Nichtrauchern und auch die Sterblichkeit ist bei Rauchern wesentlich höher als bei Nichtrauchern. Ein besonders hohes Risiko besteht für Krebserkrankungen der Zunge, Lippe, Speiseröhre, Lunge, des Magens, Dickdarms und der Blase.
  • Rauchen erhöht das Risiko für chronische Lungenerkrankungen (COPD, chronische Bronchitis), die ebenfalls zu einer frühen Sterblichkeit führen.  

Das Teilziel „Tabak“ ist erreicht, wenn

  • ein Nichtraucher weiterhin Nichtraucher bleibt.
  • ein Raucher das Rauchen aufgibt.

Alkohol

Alkoholismus stellt ein großes gesundheitliches Problem dar. Viele Folgeerkrankungen, wie Demenz, Lebererkrankungen bis hin zur Leberzirrhose, werden durch übermäßigen Alkoholkonsum zumindest mitverursacht.

Sprechen Sie den Patienten auf seinen Alkoholkonsum an. Das alleine kann einen deutlichen Effekt auf sein Trinkverhalten haben. Der international übliche, standardisierte Audit-Fragebogen ist vom Patienten wahrheitsgetreu auszufüllen. Er wurde von der Vorsorgeuntersuchung übernommen.

Das Ziel im Bereich „Alkohol“ ist nicht die totale Abstinenz, sondern ein unproblematischer Alkoholkonsum. 

Das Teilziel „Alkohol“ ist erreicht, wenn

  • der Alkoholkonsum laut Audit-Fragebogen unproblematisch ist.
  • ein problematischer Alkoholkonsum bei der nächsten Untersuchung unproblematisch ist.